Familienforschung Schweiz
Généalogie Suisse
Genealogia Svizzera
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Mitteilungsblatt / Bulletin / Bolletino 71 : März/mars/marzo 2003

Bürgerliche Heraldik / Héraldique bourgeoise

Ad fontes

Die verloren geglaubte Pfarreichronik


    Inhaltsverzeichnis / Sommaire
2 Aus der Redaktion / La rédaction
4 Impressum
5 Hauptversammlung 2003 der SGFF in Schwyz / Assemblée générale 2003 de la SSEG à Schwyz
17 Traktanden der Hauptversammlung 2003 / Ordre du jour de l’assemblée générale 2003
19 Jahresbericht 2002 des Präsidenten  / Rapport du président pour l’année 2002
31 Jahresbericht der Schriftenverkaufsstelle 
31 Jahresbericht der Zentralstelle 
32 Zwischenbericht der Inventarisierung der Aargauer Kirchenbücher 
34 Erfolgsrechnung 2002 / Bilanz per 31. Dez. 2002 / Voranschlag/Budget 2003
38 Revisorenbericht SGFF / Revisorenbericht Schriftenverkaufsstelle
40 Veränderungen im Mitgliederbestand / Mouvement des membres
41 Suchanzeige 
42 Bericht der Herbstversammlung in Luzern / Assemblée des délégués de la SSEG (Auszug/extrait)
52 Fährtensuche (8): Das Problem der familienkundlichen Erfassung schweizerischer Auswanderer und Kolonisten (Ein Vorschlag zum Ausbau der schweizerischen Familienforschung) von J.P.Zwicky [Der Schweizer Familienforscher 5(1938)9-13]
59 Dies und Das (Ad fontes / Die verloren geglaubte Pfarreichronik)
64 In eigener Sache / Nouvelles internes
70 Zeitschriftenrundschau 
77 Ahnentafeln, Ahnenlisten, Kasualien und weitere Quellen für den Familienforscher
- Rieper, Harm: Quellen für Familienforscher in Ländern, Landschaften, Städten und Orten (CD-ROM, Bezugsmöglichkeit)
- Changey, Bernard: Les descendants de Jaques-Henri-Joseph RIEBER und Louise-Emilie-Lucie GERARD de 1872 à nos jours. La Rochelle 2002, 16 Seiten.
- Looser-Knellwolf, Emil: Stammtafeln der Bleiker.
Bleiker vom Schönenberg (Stamm 1), ausgehend von Ruedi Bleiker ca. 1560 über 9 Generationen mit ergänzenden Tafeln. Bearbeitet im Januar und August 2000.
Bleiker (Stamm 2) des Christian, geboren um 1590, mit Nachfahren in Wattwil, Hemberg und Nesslau. Bearbeitet im Juli 1999.
- Krijbolder, Bernard J.J.: Schweizer Familiennamen in den Niederlanden. HA Zoetermeer NL 2002. 5 A4-Seiten.
- Krijbolder, Bernard J.J.: 2. Ausgabe der Bibliographie der Krähenbühl Familie und ihre Verzweigungen in der ganzen Welt, mit Herkunft aus dem Kanton Bern. HA Zoetermeer NL 2002. 11 Seiten.
- Union des Cercles Généalogiques de Lorraine, überreicht von Francis Saupé: État des Relevés de Naissances, Mariages, Décès des Départements Lorraines 54-55-57-88. Ausgabe vom 21.04.2001. 108 Seiten.
83 Buchbesprechungen von Neuzugängen (SGFF-Bibliothek) - u.a.:
- Abib, Alberto Lima: A familia Wermelinger. Nova Friburgo/RJ (Brasilien) 2000, 391 S. (Kontakt: awermelinger@uol.com.br)
- Bielser, Alice: Zur Geschichte der Familien Bielser. Basel 2002, 49 Seiten, illustriert mit Ahnentafeln.
- Bretscher-Heer, Ernst: Die Bretscher von Dorf 1740 – 2002. Oberwil 2002, 295 S, illustriert mit Stammtafeln.
- Buomberger, Richard: Mein Vater, seine Ahnen und Urahnen. Basel 2002,127 Seiten, reich illustriert mit Ahnentafeln.
- Burgermeister, Rolf: Chronik und Stammbaum der Burgermeister. Bolligen BE 2002, 47 Seiten mit Stammbaum.
- Hug, Werner: Familienforschung im Baselbiet. Liestal 2002, 609 Seiten, illustriert mit Stammtafeln.
- Krijbolder, Bernard J.J.: De Wapens van het Geschlechts Krähenbühl van Bern. Hillegom NL 1989, 90 Seiten.
- Krijbolder, Bernard J.J.: Genealogie van het Geslacht Crebolder, Krijbolder. S’Hertogenbosch NL 1995, 111 S.
- Kamber, Franz, und Widmer-Dean, Markus: Carl Friedrich Rudolf May von Rued (1768 – 1846). Schöftland 2001, 362 S.
- Schaeppi, Kathrin: Reunion, Schaeppi of Horgen. Basel 2002, 205 Seiten, illustriert mit Ahnentafel.
- Schrader-Muggenthaler, Cornelia: The Alsace Emigration Book. Apollo, PA, USA 1993, 285 S.
- Hans Stricker: Stricker-Chronik. Familienname und Biografien. Ittigen 2001, XII, 320 S.
- Völker, Friedrich W.: Die Völker (Völcker) vom Hessenstein und ihre Welt. Kloten 2002, 309 S.
- Waber, Heinrich C.: Familie Aeschbacher von Eggiwil. Oberdiessbach 2001, 33 S.
- Waber, Heinrich C.: Familie Ogi von Kandersteg. Oberdiessbach 2001, 32 S.
- Wälti, Peter: Familienchronik Amacher-Michel von Brienzwiler und Studer-Baumann von Niederried. Münsingen 2002. 51 S.
98 Aktivitäten der regionalen Gesellschaften 

Luzern 2002 (Auszug): Bürgerliche Heraldik Lucerne 2002 (extrait): Héraldique bourgeoise
Anschliessend machte uns der Präsident mit Dr. Günter Mattern, Redaktor des Schweizer Archivs für Heraldik, bekannt, der als Vorstandsmitglied der Heraldischen Gesellschaft mit seinem Fachwissen ein international geschätzter Experte und korrespondierendes Mitglied des HEROLD (Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin) ist.

"Wappen des hohen Adels und reicher Bürgerfamilien haben eine lange Tradition", liess er uns gleich zu Beginn wissen. Ein Familienwappen benötigten in erster Linie Amtspersonen, um Urkunden zu besiegeln. Viele Familienwappen sind aber Schöpfungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Neben dem Familiennamen wurde auch oft der Heimatort unterschieden. Anhand zahlreicher Dias informierte Günter Mattern über die Vielfalt der Schweizer Wappen und wies darauf hin, bei solchen aus Dörfern und Kleinstädten kritisch zu sein, denn sie wurden vom deutschen und französischen Raum stark beeinflusst. Dias von Wappen mit Gefässen deuteten auf den Beruf hin. Personen, die in fremden Diensten tätig waren, legten sich häufig ein eigenes Wappen zu. Schwierig ist auch manchmal die Interpretation von Bauernwappen, die im Mittelland Konstellationen mit Lilien tragen oder ein Pentagramm als Abwehrzeichen. Sterne und Mond bezeichnen in der Regel eine Bauernfamilie. Eine weitere Schweizer Eigenheit sind die Bauernscheiben. Buchstabenzeichen unterscheiden die einzelnen Familien. Auch das Mühlrad wird in vielen Variationen dargestellt, und die Fantasie des Heraldikers zeigt viele Facetten. Das Beispiel der basellandschaftlichen Familie Brodbeck lässt erkennen, dass die Schreibweise Einfluss auf das Wappen ausübt. So führt die Familie Brodbeck ein Wappen mit Stier, die Brodtbecks hingegen verzeichnen eines mit Stier und Mühlrad.

Schwierig zu interpretieren sind so genannte "redende Wappenfiguren" mit einem Steinbock- oder Bärenzeichen. Gelegentlich kann dies zu einer volkstümlichen Deutung wie einem Spott- oder Sippennamen oder einem Ort führen, wie das bei Bern der Fall ist. Zudem haben auch die Farben über die Jahrhunderte hinweg des öfteren gewechselt.

"Hausmarken" hingegen sind älter als Wappen, haben aber keinen tieferen Sinn und wurden jeweils vom Besitzer eines Hofes geführt. "Siegel" wiederum wurden früher von Personen mit öffentlichen Auftritten gebraucht,die auch mehrheitlich Teilelemente des Wappens aufwiesen. Juden, die zwar erst mit der Revision der Bundesverfassung von 1866 und 1874 Gleichheit vor dem Gesetz und somit freie Religionsausübung erhielten, durften jedoch ein Siegel halten.

In der Schweiz und in Deutschland gibt es diverse Institutionen, welche die Echtheit eines Wappens feststellen können. (Wilma Riedi-de Crousaz)

Le président présente ensuite Monsieur Günter Mattern, membre du comité de la Société suisse d'héraldique, rédacteur de la revue "Archives Héraldiques Suisses" et expert international réputé.

"Les armoiries des familles de la noblesse et de la riche bourgeoisie ont une longue tradition" nous dit-il en introduction de son exposé. Les fonctionnaires avaient besoin d'armoiries pour apposer leur sceau sur les documents. Beaucoup de blasons ont toutefois été créés au 19 e et au 20 e siècles. A l'aide de diapositives, Monsieur Günter Mattern a montré la diversité des armoiries helvétiques et l'influence que pouvait avoir le milieu ou la région, germanophone ou francophone, dont elles étaient issues. Les armoiries paysannes, par exemple, sont difficiles à interpréter. Les cartouches sur les fermes sont une autre particularité helvétique. L'utilisation d'initiales ou de monogrammes crée des distinctions au sein d'une même famille. Il est généralement difficile d'interpréter les "armoiries parlantes", telles que celles où figure un bouquetin ou un ours, qui renvoie parfois à un quolibet, à un surnom ou à un lieu, comme celles de Berne.

Les "marques de maison" par contre sont plus anciennes que les armoiries et étaient aussi nombreuses et diverses que l'étaient les propriétaires. Résultat, la fantaisie de l'héraldiste montre de nombreuses facettes. (Wilma Riedi-de Crousaz)


Ad fontes (ausführlichere Besprechung)
Bereits Mitte April hat uns Andreas Kränzle auf die Webseite "Ad fontes" aufmerksam gemacht. "Ad fontes" ist ein Lernangebot, beziehungsweise eine Einführung in den Umgang mit Quellen in Archiven auf Internet für Archivbesucherinnen und -besucher und solche, die es werden wollen. Das historische Seminar der Universität Zürich hat dieses Angebot für Studierende der Geschichtswissenschaft und verwandter Fächer, aber auch für interessierte Laien geschaffen. Das Angebot ist also für alle offen.
Das Programm besteht aus drei Teilen. Archivübungen mit praxisnahen Aufgaben aus dem Stiftsarchiv Einsiedeln vertiefen das Grundwissen. Dies ist im Tutorium dargestellt. Mit dem Training wird das Lesen, Transkribieren, Datieren und Beschreiben von Handschriften des 13. bis 18. Jahrhunderts geübt. Die drei Teile Archiv, Tutorium und Training sind so verknüpft, dass man jederzeit von einem Teil in den anderen springen kann, um etwas nachzuschlagen.
In seiner E-Mail vom 25. November hat uns Andreas Kränzle nun über die Gründung eines Fördervereins "Ad fontes"  informiert. Ziel des Fördervereins ist die materielle und ideelle Unterstützung des Internet-Lernangebotes "Ad fontes", aber auch, um es in den kommenden Jahren betreuen und ausbauen zu können. Zudem möchte der Förderverein gewährleisten, dass "Ad fontes" auch in Zukunft für alle frei und kostenlos bleibt. Gesucht werden nun Förderinnen und Förderer, Gönnerinnen und Gönner. Die Mitgliederbeiträge wurden von der Gründungsversammlung wie folgt festgesetzt: Fördermitglieder mindestens Fr. 50.- (Studierende mind. Fr. 20.-) und Gönnermitglieder mindestens Fr. 500.-.
Im September 2002 erhielt das Internetprojekt "Ad fontes" den Medida-Förderpreis - den wichtigsten europäischen Preis im Bereich Hochschullehre und neue Medien der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft. (Heinz Ochsner)


Die verloren geglaubte Pfarreichronik
Die Inventarisierung der Kirchenbücher im Kanton Aargau hat für die Projektmitarbeiter nicht nur ein gutes Stück Arbeit gebracht, sondern sie war auch mit erfreulichen, sogar heiteren Erlebnissen verbunden. Manchmal gab es Anlass zu Sorge über den bedenklichen Zustand einzelner Bücher aus der Frühzeit der Kasualien. Die Bücher von Oberrüti werden im Pfarramt aufbewahrt, wo auch deren Benützung zu Forschungszwecken sichergestellt ist. Anfangs wurde ich gebeten, während der Inventarisierung ein wachsames Auge auf eine Pfarreichronik zu halten, die seit längerer Zeit vermisst werde. Nachforschungen im neu eingerichteten Gemeindearchiv hätten auch keinen Erfolg gebracht.
Gegen Ende der Arbeiten wurde sie im Pfarreisekretariat wieder aufgefunden. Wegen des eher bescheidenen Volumens von knapp 200 Seiten konnte sich das Buch mühelos unter den aktuellen Dokumenten des 20. Jahrhunderts verbergen. Auch der Autor selbst gab sich bescheiden und hat die Chronik erst nach mehreren Seiten als die seinige unterzeichnet. Seine Handschrift ist regelmässig, fällt aber durch enge und kleine Buchstaben auf, die schwer lesbar sind. Das Buch wurde offensichtlich des öfteren benutzt und deshalb nicht in den Archivbestand zurückgelegt. Die Aussagekraft dieser 1874 datierten "Chronik der Pfarrgemeinde Ober-Rüti" (Signatur StAAG 10) von Pfarrer Jakob Stammler - dem späteren Bischofvon Basel und Lugano - wird hoch eingestuft, weil darin eine Vielzahl von Quellen zitiert wird. Ausserdem greift der Chronist zeitlich weit zurück und sieht die Hofstatt Rüti als Lehen der mächtigen Freiherren von Eschenbach; siehe auch (1). Als über Walter von Eschenbach nach seiner Beteiligung am Königsmord von Windisch (1308) die Reichsacht verhängt wurde, traten die beiden Dienstmannengeschlechter von Hünenberg (2) und von Iberg aktiv als Stifter und Wohltäter der Kirche in Erscheinung.
Das wertvolle Buch wurde vom zufriedenen Ortspfarrer in Gewahrsam genommen und steht einem überglücklichen Lokalhistoriker zur weiteren Auswertung zur Verfügung. Nach Abschluss der umfassenden Kirchenrenovation im Jahre 2000 bleiben die Finanzen des Kirchenpflegers von Oberrüti auf Jahre hinaus aufs äusserste angespannt. Für die dringend notwendige Restaurierung der beiden ältesten Taufbücher von 1610 und 1684 können in den nächsten Jahren keine Mittel freigestellt werden. Dem Archivverantwortlichen bleibt nur die Möglichkeit, den weiteren Zerfall durch eine restriktive und sorgsame Benützung etwas aufzuhalten. Dieser Umstand hat die Wiedersehensfreude mit der vermissten Chronik nicht überborden lassen. (Hans Schneider)
(1) Stöckli, Franz, Oberrüti 1968: 100 Jahre Kirche Oberrüti, 700 Jahre Pfarrei Oberrüti.
(2) Altes Jahrzeitbuch von Oberrüti um 1600, 11. Februar: "Walter von Hünenberg stifter dieses Gotshuses ze Rüti …"


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Inhalt © beim Autor bzw. der Bulletin-Redaktion / Letzte Überarbeitung 17 Mai 2005.
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